Denis Prokoshev, 22 Jahre jung, ist der Gewinner des Vortragswettbewerbs der diesjährigen GSI-Sommerschule. Er überzeugte auf der Messe SVARKA/WELDING in St. Petersburg mit der Vorstellung seiner Diplomarbeit zum Thema „Projekt einer Technologie zum Diffusionsschweißen metallkeramischer Komponenten von Kreiselinstrumenten (Gyroskop)“.
Beim Vortragswettbewerb in St. Petersburg waren zwölf junge Ingenieure verschiedener russischer Hochschulen vertreten, die ihre Abschlussarbeiten präsentierten. Dabei schnitt vor allem die Staatliche Polytechnische Universität St. Petersburg sehr gut ab, denn neben dem Erstplatzierten Denis Prokoshev belegten seine Kommilitonen auch den zweiten und dritten Platz. „Das ist eben die beste Universität in Russland“, meint Prokoshev stolz.
Als Preis für den ersten Platz beim Vortragswettbewerb hatten sich die GSI und der DVS-Verband eine informative Kurzreise durch ihre verschiedenen Standorte überlegt. Die Reiseziele: Berlin, Jena, Düsseldorf und Rostock. Dieser Preis zeugte von der gemeinsamen Idee, den Nachwuchs auch international zu fördern und das fügetechnische Netzwerk zu erweitern. Somit trat Denis Prokoshev in Begleitung seiner Dolmetscherin Irina Pinneker, SLV Mecklenburg-Vorpommern GmbH, seine Kurzreise nach Deutschland vom 6. bis 10. Oktober 2014 an.
Diese Reise war in doppelter Hinsicht etwas Besonderes für den jungen Absolventen, denn er war zum ersten Mal geflogen und überhaupt zum ersten Mal über die Grenzen Russlands hinaus gereist. Dafür hatte er sogar unbezahlten Urlaub bei seinem Arbeitgeber, der Nordwerft in St. Petersburg, genommen. Dabei arbeitet der junge Absolvent dort erst seit gut zwei Monaten als Ingenieur im Fertigungsbereich. Er entwickelt Schweißverfahren, schreibt die Schweißanweisungen und kontrolliert, ob diese entsprechend umgesetzt werden. Sein Wunsch ist es, später vielleicht einmal in den wissenschaftlichen Bereich zu wechseln. Zunächst aber möchte er viel Praxiserfahrung sammeln und Karriere auf seinem Gebiet machen. Kontakt zu deutschen Studenten oder Firmen habe er bislang leider nicht gehabt. „Aber das kann ja noch kommen“, sagt der junge Ingenieur.
Die Hauptstadt. Rührreibschweißen. SLV Berlin-Brandenburg.
06.10.2014. Den allerersten Eindruck seiner Reise erhielt Denis Prokoshev in der Hauptstadt Berlin mit einer Führung durch die Arbeitsbereiche Ausbildung, Forschung und Werkstofftechnik der GSI-Niederlassung, SLV Berlin-Brandenburg. Besonders großes Interesse zeigte der junge Ingenieur bei der Vorführung zum Rührreibschweißen und beim Thema SFI-Ausbildung. Abgerundet wurde der Tag mit einer Besichtigung Berlins, selbstverständlich inkl. des Besuches des Brandenburger Tors und des Reichstags.
Zeiss-Werk. Strahlschmelzanlagen. ifw Jena.
07.10.2014. Nach der Ankunft am Günter-Köhler-Institut für Fügetechnik und Werkstoffprüfung GmbH (ifw) in Jena wurden das Institut und die Forschungsaktivitäten, insbesondere im Bereich des Diffusionsschweißens, von Dr.-Ing. Simon Jahn, Abteilungsleiter Fügetechnik, in Form eines Vortrags vorgestellt. Im Anschluss präsentierte Denis Prokoshev die Ergebnisse seiner Diplomarbeit über das Diffusionsschweißen von Glas-Metall-Verbindungen. Während der Besichtigung des Instituts wurden die drei Diffusionsschweißanlagen angesehen. Hier unterhielten sich Gast und Gastgeber lange über den Aufbau und die technische Umsetzung. Außerdem waren die Strahlschmelzanlage zur additiven Fertigung und die neu eingerichteten Labore der Werkstoffprüfung von besonderem Interesse für Denis Prokoshev. Der junge Ingenieur war hoch erfreut, ihm bisher nicht bekannte Prozesse wie das Strahlschmelzen vorgeführt zu bekommen. Eine Stadtführung inkl. der Besichtigung der Schott-Villa, des Zeiss-Werkes und des Jentower sorgte für ein kurzweiliges Kulturprogramm in der Stadt an der Saale.
Verbandsarbeit. Verlagsprogramm. DVS.
08.10.2014. Eine weitere Gelegenheit, deutsche Experten der Schweißtechnik kennenzulernen, hatte der Gewinner aus Russland auch im DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e.V. in Düsseldorf. Dort hieß Dr.-Ing. Roland Boecking, Hauptgeschäftsführer des DVS, den russischen Jungingenieur, dessen Begleiterin sowie anwesende Studenten und Professoren herzlich willkommen. Durch den Einführungsvortrag des Hauptgeschäftsführers erfuhr der Gast aus Russland viel über die Struktur und die Aktivitäten des DVS, vor allem über den Bereich der bundesweiten und internationalen Nachwuchsförderung. Dr. Boecking übergab dann das Wort an Paul Robert Hoene, Verlagsleiter der DVS Media GmbH, der das Verlagsprogramm vorstellte und insbesondere auf die Lehrmedien in russischer Sprache verwies. Im anschließenden Vortrag erklärte Ass. jur. Marcus Kubanek aus dem Bereich „Forschung und Technik“ des DVS den Gästen die umfangreichen Aktivitäten in der Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e. V. des DVS und im AfT – Ausschuss für Technik im DVS. Mit den Präsentationen von DVS und DVS Media konnte sich der russische Gast ein erstes Bild von den Abläufen und Inhalten der Verbandsarbeit in Deutschland machen.
Im Anschluss daran stellte Prokoshev seinen Gastgebern seine Diplomarbeit vor. Der Gast aus St. Petersburg erklärte, welche Erfahrungen er bei seinen Untersuchungen für die Abschlussarbeit gemacht hat. Anschließend gab es interessierte Nachfragen und eine lebhafte russisch-deutschsprachige Diskussion.
Forschung. Erfahrungsaustausch. SLV Mecklenburg-Vorpommern.
09.10.2014. An der SLV Mecklenburg-Vorpommern GmbH in Rostock bekam Denis Prokoshev einen Einblick in die Schwerpunktaktivitäten Ausbildung, Qualifizierung und Forschung. Neben dem Begrüßungsgespräch mit der Geschäftsleitung, Dipl.-Phys. Jan Hoffmann, gab es einen regen Erfahrungsaustausch mit dem Leiter des Bereichs Forschung, Dr. Rigo Peters. Besonderes Interesse erweckte beim Gast aus Russland die breite Anwendungspalette des Werkzeuges Laser. Darüber hinaus konnte er sich bei einem Rundgang durch die Fachabteilungen mit aktuellen Prüfmethoden der Fügetechnik vertraut machen.
Reise-Fazit: Reisen und Erfahrungen sammeln.
Während seines Aufenthalts in Deutschland konnte Denis Prokoshev bei seinen Besichtigungen viele Einblicke in die verschiedenen Schweißtechniken nehmen und stellte positiv fest, dass die deutschen Arbeiter umfangreiche Verantwortung für ihre Tätigkeiten übernehmen.
Der Kopf des russischen Gastes rauscht nun zwar von den vielen Eindrücken und unterschiedlichen Informationen, aber er ist von Deutschland begeistert. Er freut sich sehr über den freundlichen Empfang an den verschiedenen Reisestationen. Beeindruckt haben ihn neben der Schweißtechnik vor allem die vielen verschiedenen öffentlichen Verkehrsmittel, der dichte Verkehr auf den Straßen und insbesondere die unzähligen Fahrradfahrer, die in Russland weniger zu sehen sind. Der Ausflug nach Deutschland hat anscheinend auch den Wunsch des jungen Ingenieurs für die Zukunft bestärkt: Reisen und viele Erfahrungen sammeln!
Download: Deutschlandreise - Ein russischer Jungingenieur zu Gast bei der GSI und dem DVS [.pdf, 305 KB]